Nichtbezug von Ergänzungsleistungen

Nicht alle Seniorinnen und Senioren beziehen Ergänzungsleistungen (EL), selbst wenn sie diese Gelder zugute haben. Den einen sind sie unbekannt. Andere verzichten bewusst darauf. Der zweite Teilbericht des nationalen Altersmonitors analysiert das Ausmass und die Gründe für den EL-Nichtbezug.

Eine Seniorin füllt ihr Gesuch auf Ergänzungsleistungen aus.

Information, Wissensvermittlung und Sensibilisierung bleiben zentral, um den Nichtbezug von Ergänzungsleistungen zu reduzieren.

EL-Nichtbezug trotz Anspruch

In der Schweiz befinden sich schätzungsweise 15,7 Prozent der zu Hause lebenden Menschen über 65 Jahren in einer Situation des EL-Nichtbezugs. Dies entspricht rund 230'000 Personen. Ein EL-Nichtbezug liegt vor, wenn eine Person aufgrund ihrer Lebenssituation Anspruch auf Ergänzungsleistungen hat, diese aber nicht bezieht. 

Gründe für einen EL-Nichtbezug

Die Auswertung der repräsentativen Befragung durch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Rahmen des nationalen Altersmonitors identifizierte für dieses Phänomen vier Gründe:

  • Nichtwissen: Es herrscht ein Mangel an Informationen über diese Leistung der AHV.
  • Bewusster Verzicht: Man entscheidet sich aufgrund des grossen Aufwands oder weil man nicht in der Lage ist, die Formalitäten zu erfüllen, bewusst gegen einen EL-Antrag.
  • Wertvorstellungen: Man möchte dem Staat nicht zur Last fallen oder auf «fremdes» Geld angewiesen sein.
  • Scham und Angst: Man möchte nicht als EL-Beziehende bekannt werden. Personen ohne Schweizer Nationalität fürchten den Verlust des Aufenthaltsrechts, wenn sie EL beziehen.

Zweiter Teilbericht des Altersmonitors: Nichtbezug von Ergänzungsleistungen

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Risikofaktoren für EL-Nichtbezug

Neben Frauen, ausländischen Staatsangehörigen und Verwitweten sind vor allem Personen ohne sekundäre oder tertiäre Ausbildung in einer Situation des EL-Nichtbezugs. Die Ehe offenbart dagegen einen «schützenden» Effekt. Die höchsten Anteile an EL-Nichtbeziehenden befinden sich in ländlichen, peripheren Gemeinden. Ob Personen die EL kennen, ist ebenfalls entscheidend für ihren Bezug. Allerdings gibt es auch solche, die sich bewusst gegen EL entscheiden.

Das Risiko eines EL-Nichtbezugs sinkt mit steigendem Bildungsgrad. Seniorinnen und Senioren, die nur die obligatorische Schule besuchten, sind fast sechsmal so oft in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie solche mit tertiärem Abschluss.

  EL-Nichtbezug
Obligatorische Schule 34,7 Prozent
Sekundarstufe II 17,6 Prozent
Tertiärstufe 6,0 Prozent

 

Seniorinnen und Senioren ohne Schweizer Staatsangehörigkeit sind mehr als doppelt so oft in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie Schweizerinnen und Schweizer.

  EL-Nichtbezug
Schweizerinnen und Schweizer 15 Prozent
Ausländerinnen und Ausländer 34 Prozent

In der Schweiz gibt es punkto EL-Nichtbezug einen grossen Geschlechterunterschied: Frauen sind rund doppelt so häufig in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie Männer.

  EL-Nichtbezug
Frauen 19,9 Prozent
Männer 11 Prozent

Verwitwete Seniorinnen und Senioren sind deutlich häufiger in einer Situation von EL-Nichtbezug als ledige, geschiedene und insbesondere verheiratete. 

  EL-Nichtbezug
Verheiratete 11,8 Prozent
Ledige 18,0 Prozent
Geschiedene 18,2 Prozent
Verwitwete 24,5 Prozent

 

Seniorinnen und Senioren in ländlichen, peripheren Gemeinden sind deutlich häufiger in einer Situation von EL-Nichtbezug als jene in städtischen und peri-urbanen Gemeinden.

  EL-Nichtbezug
Städtische Gemeinde einer grossen Agglomeration 14,6 Prozent
Peri-urbane Gemeinde mittlerer Dichte 14,5 Prozent
Ländliche periphere Gemeinde 27,6 Prozent

 

Hochaltrige Seniorinnen und Senioren sind häufiger in einer Situation des EL-Nichtbezugs als jüngere.

  EL-Nichtbezug
65-74 14,0 Prozent
75+ 17,4 Prozent

 

Seniorinnen und Senioren in Einzelhaushalten sind mehr als doppelt so häufig in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie Paarhaushalte.

  EL-Nichtbezug
Einzelhaushalt 25 Prozent
Paarhaushalt 10,5 Prozent

Insgesamt gibt es etwas mehr als 160'000 Seniorinnen und Senioren, welche die EL nicht kennen. Rund ein Fünftel davon befinden sich in einer Situation des EL-Nichtbezugs. Dagegen sind nur 12 Prozent der Rentnerinnen und Rentner, welche die EL kennen, in einer Situation des Nichtbezugs. Bei ihnen ist der EL-Nichtbezug folglich auf eine bewusste Entscheidung zurückzuführen. 

  EL-Nichtbezug
EL bekannt 12 Prozent
EL nicht bekannt 21,2 Prozent

 

Ein EL-Nichtbezug kann auch Haushalte mit Renteneinkommen treffen, die über der Armutsgrenze liegen. Das geschieht, wenn bedeutende Kosten für Pflegeleistungen, Arztbehandlungen oder Medikamente anfallen. Pensionierte mit starken Einschränkungen sind deutlich häufiger in einer Situation des EL-Nichtbezugs als solche mit leichten oder ohne Einschränkungen. Wer zudem kostenpflichtige Pflegeleistungen bezieht, ist häufiger in einer Situation des Nichtbezugs.

  EL-Nichtbezug
Aktivitäten stark eingeschränkt 23,8 Prozent
Aktivitäten etwas eingeschränkt 15,2 Prozent
Nicht körperlich eingeschränkt 14,1 Prozent
Keine Pflegeleistungen 15,3 Prozent
Inanspruchnahme von Pflegeleistungen 21,8 Prozent

Erfahren Sie mehr über die Ergänzungsleistungen in unserem Ratgeber.

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