Nicht alle Seniorinnen und Senioren beziehen Ergänzungsleistungen (EL), selbst wenn sie diese Gelder zugute haben. Den einen sind sie unbekannt. Andere verzichten bewusst darauf. Der zweite Teilbericht des nationalen Altersmonitors analysiert das Ausmass und die Gründe für den EL-Nichtbezug.
Information, Wissensvermittlung und Sensibilisierung bleiben zentral, um den Nichtbezug von Ergänzungsleistungen zu reduzieren.
In der Schweiz befinden sich schätzungsweise 15,7 Prozent der zu Hause lebenden Menschen über 65 Jahren in einer Situation des EL-Nichtbezugs. Dies entspricht rund 230'000 Personen. Ein EL-Nichtbezug liegt vor, wenn eine Person aufgrund ihrer Lebenssituation Anspruch auf Ergänzungsleistungen hat, diese aber nicht bezieht.
Die Auswertung der repräsentativen Befragung durch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Rahmen des nationalen Altersmonitors identifizierte für dieses Phänomen vier Gründe:
Neben Frauen, ausländischen Staatsangehörigen und Verwitweten sind vor allem Personen ohne sekundäre oder tertiäre Ausbildung in einer Situation des EL-Nichtbezugs. Die Ehe offenbart dagegen einen «schützenden» Effekt. Die höchsten Anteile an EL-Nichtbeziehenden befinden sich in ländlichen, peripheren Gemeinden. Ob Personen die EL kennen, ist ebenfalls entscheidend für ihren Bezug. Allerdings gibt es auch solche, die sich bewusst gegen EL entscheiden.
Das Risiko eines EL-Nichtbezugs sinkt mit steigendem Bildungsgrad. Seniorinnen und Senioren, die nur die obligatorische Schule besuchten, sind fast sechsmal so oft in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie solche mit tertiärem Abschluss.
EL-Nichtbezug | |
Obligatorische Schule | 34,7 Prozent |
Sekundarstufe II | 17,6 Prozent |
Tertiärstufe | 6,0 Prozent |
Seniorinnen und Senioren ohne Schweizer Staatsangehörigkeit sind mehr als doppelt so oft in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie Schweizerinnen und Schweizer.
EL-Nichtbezug | |
Schweizerinnen und Schweizer | 15 Prozent |
Ausländerinnen und Ausländer | 34 Prozent |
In der Schweiz gibt es punkto EL-Nichtbezug einen grossen Geschlechterunterschied: Frauen sind rund doppelt so häufig in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie Männer.
EL-Nichtbezug | |
Frauen | 19,9 Prozent |
Männer | 11 Prozent |
Verwitwete Seniorinnen und Senioren sind deutlich häufiger in einer Situation von EL-Nichtbezug als ledige, geschiedene und insbesondere verheiratete.
EL-Nichtbezug | |
Verheiratete | 11,8 Prozent |
Ledige | 18,0 Prozent |
Geschiedene | 18,2 Prozent |
Verwitwete | 24,5 Prozent |
Seniorinnen und Senioren in ländlichen, peripheren Gemeinden sind deutlich häufiger in einer Situation von EL-Nichtbezug als jene in städtischen und peri-urbanen Gemeinden.
EL-Nichtbezug | |
Städtische Gemeinde einer grossen Agglomeration | 14,6 Prozent |
Peri-urbane Gemeinde mittlerer Dichte | 14,5 Prozent |
Ländliche periphere Gemeinde | 27,6 Prozent |
Hochaltrige Seniorinnen und Senioren sind häufiger in einer Situation des EL-Nichtbezugs als jüngere.
EL-Nichtbezug | |
65-74 | 14,0 Prozent |
75+ | 17,4 Prozent |
Seniorinnen und Senioren in Einzelhaushalten sind mehr als doppelt so häufig in einer Situation des EL-Nichtbezugs wie Paarhaushalte.
EL-Nichtbezug | |
Einzelhaushalt | 25 Prozent |
Paarhaushalt | 10,5 Prozent |
Insgesamt gibt es etwas mehr als 160'000 Seniorinnen und Senioren, welche die EL nicht kennen. Rund ein Fünftel davon befinden sich in einer Situation des EL-Nichtbezugs. Dagegen sind nur 12 Prozent der Rentnerinnen und Rentner, welche die EL kennen, in einer Situation des Nichtbezugs. Bei ihnen ist der EL-Nichtbezug folglich auf eine bewusste Entscheidung zurückzuführen.
EL-Nichtbezug | |
EL bekannt | 12 Prozent |
EL nicht bekannt | 21,2 Prozent |
Ein EL-Nichtbezug kann auch Haushalte mit Renteneinkommen treffen, die über der Armutsgrenze liegen. Das geschieht, wenn bedeutende Kosten für Pflegeleistungen, Arztbehandlungen oder Medikamente anfallen. Pensionierte mit starken Einschränkungen sind deutlich häufiger in einer Situation des EL-Nichtbezugs als solche mit leichten oder ohne Einschränkungen. Wer zudem kostenpflichtige Pflegeleistungen bezieht, ist häufiger in einer Situation des Nichtbezugs.
EL-Nichtbezug | |
Aktivitäten stark eingeschränkt | 23,8 Prozent |
Aktivitäten etwas eingeschränkt | 15,2 Prozent |
Nicht körperlich eingeschränkt | 14,1 Prozent |
Keine Pflegeleistungen | 15,3 Prozent |
Inanspruchnahme von Pflegeleistungen | 21,8 Prozent |