Evaluation der Aktivitäten von Pro Senectute Schweiz

Pro Senectute Schweiz erreicht ihre Ziele in den meisten Punkten ihrer sechs Leistungsbereiche. Zu diesem Schluss kommt die Evaluation der BASS AG im Auftrag von Pro Senectute Schweiz. Erfahren Sie mehr über die Ergebnisse der Evaluation.

Auftrag von Pro Senectute Schweiz

Pro Senectute Schweiz bildet mit den kantonalen und interkantonalen Pro Senectute Organisationen die nationale Gesamtorganisation. Die lokalen Organisationen sind erste Anlaufstellen für ältere Menschen sowie deren Angehörige und Bezugspersonen. Pro Senectute Schweiz erbringt hauptsächlich Leistungen für die Gesamtorganisation und vertritt sie gegenüber dem Bund und der Öffentlichkeit.

Als schweizweit tätige, gemeinnützige Organisation erhält Pro Senectute Schweiz Finanzhilfen nach Art. 101bis des Bundesgesetzes über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVG). Die Finanzhilfen an die Organisationen der privaten Altershilfe speisen sich aus dem Ausgleichsfonds der AHV und stützen sich auf einen Subventionsvertrag mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV).

Evaluation der Aufgabenbereiche

Die Evaluation untersucht die Koordinations- und Entwicklungsaktivitäten von Pro Senectute Schweiz in den sechs Aufgabenbereichen des 2022 bis 2025 laufenden Vertrags mit dem BSV über die Ausrichtung von Finanzhilfen (VAF).

  1. Externe Koordination und Austausch
  2. Expertenfunktion auf nationaler Ebene
  3. Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
  1. Interne Koordination und Qualitätssicherung
  2. Leistungserfassung, Berichterstattung und Evaluation
  3. Pilot- und Synergieprojekte

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Ergebnisse der Erhebungen

Pro Senectute Schweiz erreicht die Ziele der sechs Leistungsbereiche in den meisten Punkten. Führt die Stiftung die Aktivitäten in diesen Bereichen so weiter, sollte sie die Ziele auf Ende Vertragsperiode 2025 ebenfalls erreichen. Bei einem Leistungsziel und zwei Wirkungszielen erfüllte sie die Anforderungen teilweise: Diese betreffen die externen Aktivitäten zur Koordination der Angebote sowie die Erreichung vulnerabler Gruppen im Kursbereich. Dort ist die Zielerreichung bis Ende der Vertragsperiode fraglich, aber möglich.

Pro Senectute Schweiz pflegt ein weites Netzwerk mit 106 Akteuren, um Menschen mit AHV- oder BVG-Rente ein koordiniertes Unterstützungsangebot zur Verfügung zu stellen. Zu den Akteuren gehören die nationalen Altersorganisationen, im Altersbereich tätige Akteure und staatliche Stellen. Der Austausch findet grösstenteils in Sitzungen und Gremien statt. Dort beurteilen die Akteure die Arbeit von Pro Senectute Schweiz als wichtig und hilfreich. Die Stiftung fördert den Wissensaustausch und ermöglicht eine themenbezogene Zusammenarbeit. Die regelmässigen Koordinationssitzungen mit den vier nationalen Altersorganisationen fördern den Austausch und führten zu einer verbesserten gegenseitigen Kenntnis der Angebote.

Ein Effekt der Austausch- und Koordinationstätigkeiten von Pro Senectute Schweiz auf eine bessere Abstimmung der Unterstützungsangebote zeigt sich dagegen kaum. Die befragten nationalen Altersorganisationen nehmen Pro Senectute Schweiz in dieser Hinsicht nicht als initiativ wahr. Angesichts der föderalen Organisationsstruktur der Altersorganisationen und der Konkurrenzsituation zwischen den Anbietenden sehen sie dies aber weder als notwendig noch als sinnvoll an.

Pro Senectute Schweiz hat die Aufgabe, ihre Expertise im Altersbereich auf nationaler Ebene aktiv einzubringen. Sie pflegt den Kontakt mit zahlreichen Stakeholdern aus dem Altersbereich und nimmt an einer Vielzahl nationaler Gremien und Arbeitsgruppen teil. Dort bringt sie ihre Expertise über die Bedürfnisse älterer Menschen und deren Bezugspersonen ein.

Die Gremien nehmen diese Expertise positiv wahr und schätzen sie. Besonders grosse thematische Kenntnisse attestieren sie Pro Senectute Schweiz im Bereich der Sozialberatung. Die Onlinebefragung zeigt: Pro Senectute Schweiz erreicht mit ihrem Wissen Behörden, Organisationen und relevante Gremien. Ihre Expertise orientiert sich an den Bedürfnissen älterer Menschen. Sie ist darauf ausgerichtet, ein selbständiges Leben und die gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Pro Senectute Schweiz hat für eine proaktive, regelmässige, kanal- und zielgruppengerechte Information und Öffentlichkeitsarbeit zu altersrelevanten Themen bei den verschiedenen Zielgruppen zu sorgen. Dazu gehören ältere Menschen und ihre Bezugspersonen, die interessierte Öffentlichkeit, Medienschaffende, Fachpersonen und Entscheidungstragende.

Pro Senectute Schweiz verbreitet zielgruppengerechte Informationen. Dazu nutzt die Stiftung eine Vielfalt an Kommunikationskanälen: von den klassischen Print- und elektronischen Medien wie Radio und Fernsehen, über digitale Medien wie die Website, Podcasts und Videobeiträge bis hin zu sozialen Medien. Um für ältere Menschen relevante Themen zu identifizieren, stützt sich Pro Senectute Schweiz auf die tägliche Arbeit mit älteren Menschen, die Analyse der Kommunikationskanäle sowie ihr Issue- und Medienmonitoring.

Die Mehrheit der Stakeholderinnen und Stakeholder schätzt die Medienarbeit als gut ein. Tendenziell nehmen sie die Kommunikation in TV und den sozialen Medien etwas weniger wahr als in den Kanälen Print, Radio, Website und Newsletter. Neben den klassischen Medien nutzt Pro Senectute Schweiz auch neuere Formate wie beispielsweise Erklärfilme.

Die grosse Mehrheit der Stakeholderinnen und Stakeholder schätzen die Plattformen infosenior.ch, sichergehen.ch und prosenectute.ch/kurssuche als eher geeignet ein, um die jeweiligen Ziele zu erreichen. Die laufende Weiterentwicklung von infosenior.ch sehen sie als notwendig an. Ob Pro Senectute Schweiz die verschiedenen Zielgruppen erreicht, ist für die befragten Akteure eher schwierig einzuschätzen. Grundsätzlich schätzen sie die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sowie den Beitrag zur Information der Zielgruppen als potenziell nützlich und ziel-gruppengerecht ein. Besonders schätzen sie die Fachpublikationen.

Pro Senectute Schweiz unterstützt die Pro Senectute Organisationen dabei, Menschen mit AHV- oder BVG-Rente und deren Bezugspersonen ein einheitliches, effizientes, effektives und hochqualitatives Unterstützungsangebot zur Verfügung zu stellen. 

Dabei schafft Pro Senectute Schweiz die Grundlagen für eine einheitliche Leistungserbringung der Pro Senectute Organisationen. Sie unternimmt Massnahmen zur Qualitätssicherung und identifiziert Entwicklungspotenziale. Sie fördert den Praxisaustausch und den mehrsprachigen Informationsfluss in der Gesamtorganisation. Seit 2022 setzt sie ein überarbeitetes Weiterbildungskonzept um, das den Bedarf der Pro Senectute Organisationen und ihrer Mitarbeitenden verstärkt berücksichtigt und sich auf wichtige, praxisrelevante Fachkompetenzen fokussiert.

Die Pro Senectute Organisationen stufen diese Leistungen weitgehend als nützlich oder sehr nützlich ein. Auch sind sie mehrheitlich der Auffassung, dass diese Leistungen die Rahmenbedingungen der Pro Senectute Organisationen und deren Leistungserbringung verbessern. Besonders die Leistungen zur Qualitätssicherung, Öffentlichkeitsarbeit und Bereitstellung fachlicher Grundlagen tragen stark dazu bei, dass die Pro Senectute Organisationen qualitativ hochstehende und effiziente Leistungen erbringen können.

Rund die Hälfte der Pro Senectute Organisationen bekundet Schwierigkeiten, die Vorgaben des Vertrags mit dem BSV umzusetzen. Die Hauptkritikpunkte lauten:

  • Neue Vorgaben schränken die Finanzierung ein
  • Fehlende Umsetzbarkeit in der Praxis
  • Aufwand für Administration und Reporting
  • Inkompatibilitäten zwischen Vorgaben des Bundes und denjenigen von Kantonen und Gemeinden

Pro Senectute Schweiz identifiziert laufend Synergie- und Effizienzpotenziale in der Gesamtorganisation und führt Projekte durch, um diese Potenziale zu nutzen. Auf Basis der Strategien der Gesamtorganisation und von Pro Senectute Schweiz sowie einer externen Studie zu Synergiepotenzialen legt die Stiftung jährlich Schwerpunkte für das Folgejahr fest. Für die Pro Senectute Organisationen besteht die Möglichkeit, Projekte einzureichen, die den festgelegten Kriterien entsprechen.

In der laufenden Vertragsperiode lag der Schwerpunkt der Synergieprojekte darauf, die Fallführungssoftware zu vereinheitlichen und die Anzahl der Systeme im Finanz- und Rechnungswesen der Pro Senectute Organisationen zu reduzieren. Eine grosse Mehrheit der Pro Senectute Organisationen schätzen die Synergieprojekte als nützlich ein. Optimierungsbedarf erkennen sie im Bereich des Fallführungssystems und dessen Schnittstelle zu den ERP, beim EL-Rechner und bei infosenior.ch.

Die Vereinheitlichung der ICT-Systeme hatte nicht nur einen positiven Effekt auf die Effizienz, sondern auch auf die Zusammenarbeit innerhalb der Gesamtorganisation. Zudem trugen die Synergieprojekte dazu bei, die Leistungserbringung und die Qualitätsentwicklung zu vereinheitlichen.

Pro Senectute Schweiz erstattet jährlich über die Leistungserbringung und die eingesetzten Ressourcen der Gesamtorganisation Bericht. Sie führt Evaluationen durch, die der Rechenschaftslegung dienen. Das heisst, dem Nachweis der vertragskonformen und zweckmässigen Verwendung der Subventionsmittel gegenüber dem BSV sowie der Weiterentwicklung der Leistungen der Gesamtorganisation.

Pro Senectute Schweiz sorgt für eine umfassende Leistungserfassung, die eine präzise Differenzierung zwischen den subventionierten Leistungen im Rahmen des VAF und den nicht subventionierten Leistungen zulässt. Auf diese Leistungen und auf die konsolidierten Kostenrechnungen von Pro Senectute Organisationen und Pro Senectute Schweiz baut die jährliche Berichterstattung an das BSV auf. In der laufenden Leistungsperiode wurde die Leistungsstatistik an die neuen Vorgaben des VAF angepasst. Ebenso wurden externe Evaluationen durchgeführt. Deren Ergebnisse lösten bereits Massnahmen aus.

Förderliche und hinderliche Faktoren

Die Untersuchung ergab förderliche und hinderliche Faktoren für die Umsetzung und Zielerreichung.

Förderliche Faktoren

Die allgemeine Bekanntheit und anerkannte Expertise von Pro Senectute Schweiz in Fachkreisen, insbesondere im Bereich der Sozialberatung.

Die Mehrfachrolle der Gesamtorganisation als professionelle Fachorganisation und Anbieterin von Dienstleistungen in direktem Kontakt mit der älteren Bevölkerung fördert ihre Rolle als glaubwürdige Absenderin für ihre Zielgruppen.

Pro Senectute Schweiz betreibt eine konstante Kommunikations- und Vernetzungsarbeit, welche Fachpersonen und weitere Stakeholderinnen und Stakeholder erreicht. Dadurch leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Bildung eines Netzwerks im Bereich der Altersarbeit, das eine geteilte Wissensbasis besitzt und sich an gemeinsamen Grundsätzen orientiert.

Aufgrund ihrer Organisationsstruktur und funktionierender Prozesse hat Pro Senectute Schweiz die Kapazität, sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen und Anpassungen in der Gesamtorganisation mit den Pro Senectute Organisationen umzusetzen. Eine hohe Akzeptanz von Pro Senectute Schweiz bei den Pro Senectute Organisationen legt den Grundstein für die erfolgreiche Umsetzung.

Hinderliche Faktoren

Rund die Hälfte der Pro Senectute Organisationen bekundet Schwierigkeiten bei der Umsetzung der VAF-Vorgaben. Unterschiedliche Definitionen oder Vorgaben des VAF, auf kantonaler oder kommunaler Ebene schränken weitere Vereinheitlichungen, Synergien und Effizienzgewinne ein. Dazu gehören verschiedene inhaltliche Konzeptionen von Sozial- und Alterspolitik sowie unterschiedliche Strukturen und Berechnungen der Subventionen von Bund und Kantonen. Auch der Fokus der Finanzhilfen auf vulnerable Zielgruppen bereitet in den Bereichen «Kurse» und «Gemeinwesenarbeit» rund einem Viertel der Pro Senectute Organisationen in der Umsetzung Schwierigkeiten.

Zwar erkennen die Stakeholderinnen und Stakeholder bei praktisch allen Angebotsbereichen Koordinationsbedarf. Innerhalb der Gesamtorganisation und bei weiteren Organisationen der Altersarbeit besteht jedoch kein Konsens, dass die Abstimmung des Angebots in Richtung eines integrierten Versorgungsnetzwerks notwendig oder sinnvoll ist.

Die Mehrfachrolle als Fachorganisation, Anbieterin von Dienstleistungen und Vertreterin von Seniorinnen und Senioren birgt Vorteile, aber auch Spannungsfelder. Die Stakeholderinnen und Stakeholder nehmen die Aufgabe von Pro Senectute Schweiz, eine führende Rolle bei der Koordination der Altershilfeangebote zwischen den verschiedenen Organisationen zu übernehmen, nicht klar wahr. Angesichts der föderalen Organisation der Altersarbeit und der Konkurrenzsituation verschiedener Anbieter sehen die Stakeholderinnen und Stakeholder diese Aufgabe auch nicht als notwendig oder sinnvoll an. Dies führt in der Praxis dazu, dass Pro Senectute Schweiz diese Aufgabe nicht wie vorgesehen ausfüllt.

Evaluationsbericht

Stettler, P., Heusser, C., Zeyen, P., Keller, T. &. Egger, T. (2024). Evaluation der Aktivitäten von Pro Senectute Schweiz im Rahmen des Artikel 101bis AHVG [Im Auftrag von Pro Senectute Schweiz]. Bern: Büro BASS.