Einsamkeit ist bei älteren Menschen in der Schweiz weit verbreitet und stellt ein Risiko für ihre Gesundheit dar. Darüber zu sprechen, fällt Betroffenen schwer, ist aber für die Prävention entscheidend. Betreuung und Unterstützung im Alltag können Abhilfe schaffen.
«Ich bin schon lange allein, nun habe ich Angst vor sozialen Kontakten», sagt Mohammed Malla im Dokumentarfilm «Einsamkeit hat viele Gesichter».
Jede vierte Person im Alter über 55 Jahre (26,6 Prozent) leidet laut Schweizer Altersmonitor in der Schweiz unter Einsamkeit. Das entspricht rund 444’500 Personen. Die Hintergründe sind so verschieden wie die Definitionen: Einsamkeit darf nicht mit «alleine sein» verwechselt werden. Der Zustand und das Gefühl des Alleinseins sind nicht zwangsläufig mit einem Leiden verbunden. Alleinsein kann auch schön sein. Einsame Menschen leiden dagegen unter sozialer Isolation. Ihnen fehlt der gesellschaftliche Anschluss – die soziale Teilhabe.
Die Quantität von Beziehungen ist nicht entscheidend: Man kann sich auch in Gesellschaft einsam fühlen. Entscheidend ist vielmehr die Qualität von Beziehungen und das Vertrauensverhältnis. Gerade Freundschafts- und Verwandtschaftsbeziehungen sowie Nachbarschaftsbeziehungen legen eine wichtige Basis, um soziale Beziehungen aufzubauen.
Laut Zahlen des Schweizer Altersmonitors sind Hochaltrige in der Schweiz deutlich häufiger von Einsamkeit betroffen als jüngere Seniorinnen und Senioren. Frauen sind häufiger einsam als Männer – ledige, geschiedene und verwitwete Personen häufiger als Verheiratete. Personen in finanziellen Schwierigkeiten leiden mehr als doppelt so häufig an Einsamkeit als solche ohne finanzielle Probleme. Ausländische Staatsangehörige sind deutlich stärker betroffen als Schweizer Staatsangehörige.
55-64 | 26,7 Prozent |
65-74 | 24,1 Prozent |
75-84 | 25,4 Prozent |
85+ | 36,8 Prozent |
Frauen | 29,5 Prozent |
Männer | 23,0 Prozent |
Verheiratet | 21,3 Prozent |
Ledig | 34,3 Prozent |
Geschieden | 34,2 Prozent |
Verwitwet | 37,0 Prozent |
Ländliche Gemeinde | 25,7 Prozent |
Peri-urbane Gemeinde | 25,8 Prozent |
Städtische Gemeinde | 28,4 Prozent |
Tiefes Bildungsniveau | 32,1 Prozent |
Mittleres Bildungsniveau | 27,2 Prozent |
Hohes Bildungsniveau | 23,6 Prozent |
Ausländische Staatsangehörigkeit | 35,9 Prozent |
Schweizer Staatsangehörigkeit | 25,7 Prozent |
Grosse Schwierigkeiten | 48,4 Prozent |
Einige Schwierigkeiten | 40,4 Prozent |
Ziemlich problemlos | 26,1 Prozent |
Ohne Probleme | 21,5 Prozent |
Entgegen der Altersstereotypen ist der Anteil Personen, die sich manchmal oder oft einsam fühlen, bei der Altersgruppe 65+ tiefer als bei den jüngeren Altersgruppen. Laut Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) nimmt der Anteil Menschen, die sich manchmal oder oft einsam fühlen, mit zunehmendem Alter ab:
Junge Erwachsene sind also stärker von Einsamkeit betroffen. Bei ihnen ist vieles im Umbruch: Sie verlassen das Elternhaus und das familiäre Umfeld. Gleichzeitig vollziehen sie den Einstieg ins Berufsleben. All das bringt Veränderungen des sozialen Netzwerks mit sich. Mit zunehmendem Alter stabilisiert sich dieses Netzwerk: Viele gründen eine Familie oder leben in einer Partnerschaft. Einsamkeit variiert dabei je nach Lebenssituation.
Das gilt auch für die ältere Personengruppe: Einschneidende Veränderungen im Leben können Einsamkeit hervorrufen – beispielsweise die eigene Pensionierung, gesundheitliche Beschwerden, der Tod des Partners oder der Partnerin oder das kleiner werdende soziale Netzwerk. Einsamkeit stellt gerade im fortgeschrittenen Alter ein Risiko für die Gesundheit dar. Ältere Menschen, die sich einsam fühlen, haben nicht nur eine kürzere Lebenserwartung, sondern leiden häufiger unter Bluthochdruck und Depressionen. Sie bewegen sich weniger, stehen unter erhöhtem Stress und erkranken eher an Demenz oder Alzheimer.
Im Dokumentarfilm «Einsamkeit hat viele Gesichter» geben sieben Menschen Einblick in ihr Leben und erzählen, wie sich Einsamkeit anfühlt und wie sie damit umgehen.
Wenn Sie sich einsam fühlen oder befürchten, es zu werden, können Ihnen folgende Anregungen helfen:
Beobachten Sie bei einer vertrauten Person ein verändertes Verhalten, zieht sie sich zurück oder macht sie Äusserungen über Einsamkeit? Folgende Anregungen könnten Ihnen im Umgang mit dieser Person helfen:
Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Dabei kann sie jeden und jede treffen. Schämen Sie sich nicht dafür. Sie sind nicht allein. Darüber zu reden, mag schwer fallen, ist aber wichtig. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Einsamkeit führt dazu, dass Sie der Ursache auf den Grund gehen. Informieren Sie sich zum Thema. Kontaktieren Sie eine Fachstelle und holen Sie sich professionelle Unterstützung.
Einsamkeit im Alter kann sogar zu Eintritten in Alters- oder Pflegeheime führen, obschon die Betroffenen gar nicht pflegebedürftig sind. Einsame Seniorinnen und Senioren sind ganz besonders auf Hilfen zu Hause sowie auf Besuchs- und Begleitdienste angewiesen, um langfristig gut zu Hause leben zu können. Viele Heimeintritte könnten dank bedarfsgerechter Betreuung daheim nicht nur hinausgezögert, sondern sogar vermieden werden. Informieren Sie sich über die verschiedenen Entlastungsmöglichkeiten.
Freizeitaktivitäten können älteren Menschen helfen, sich weniger einsam zu fühlen und einen Abbau ihrer kognitiven Fähigkeiten zu vermeiden. Dabei ist es zentral, dass diese Aktivitäten eine Kontinuität aufweisen, also regelmässig und mit denselben Personen stattfinden. Letztlich ist die Qualität der Beziehung entscheidend, um Einsamkeit entgegenzuwirken. Wir bieten Ihnen deshalb in der ganzen Schweiz zahlreiche spannende Aktivitäten und Kurse.
Für einsame Personen empfehlen sich insbesondere Aktivitäten, die einen Bewegungsanteil enthalten, da sich einsame Personen erwiesenermassen weniger bewegen. Dabei lassen sich Bewegung und sozialer Austausch meist wunderbar verbinden. Entscheidend ist auch hier die Regelmässigkeit und Qualität des Angebots und der Beziehungen. Wir bieten Seniorinnen und Senioren in der ganzen Schweiz verschiedenste Bewegungs- und Sportangebote wie Gymnastik, Aqua-Fitness, Yoga, Pilates, Schwimmen oder auch Wander- und Spazierangebote in Gruppen.