Die grundlegenden Bedürfnisse nach körperlicher und emotionaler Nähe kennen kein Alter. Zwar ändern sich die sexuellen Bedürfnisse im Alter. Sie dürfen aber weder tabuisiert noch vernachlässigt werden. Wir informieren Sie über die wichtigsten Aspekte sexueller Gesundheit im Alter.
«Wir zwei sind wieder so verliebt wie am ersten Tag. Auf medizinischen Rat hin konnten wir unsere Herausforderungen im Schlafzimmer angehen. Nun geniessen wir wieder regelmässige Schäferstündchen.»
Sexuelle Gesundheit im Alter umfasst eine positive und erfüllende, sexuelle Lebensqualität im fortgeschrittenen Alter. Sie beinhaltet das physische, emotionale, geistige und soziale Wohlbefinden. Sexualität im Alter umfasst mehr als nur Geschlechtsverkehr: Sie vereint verschiedene Formen körperlicher und emotionaler Intimität.
Die Gesellschaft bringt Sex überwiegend mit jüngeren Menschen in Verbindung. Dabei ist Sexualität im Alter eine Realität: Eine Studie aus Deutschland aus dem Jahr 2019 zeigt sogar, dass fast ein Drittel der 60- bis 80-Jährigen häufiger sexuell aktiv sind als 20- bis 30-Jährige.
Unabhängig vom Alter: Sexualität ist ein menschliches Grundbedürfnis. Folgende Faktoren fördern eine erfüllende Sexualität im Alter:
Nehmen Sie sich für Ihre Partnerin oder Ihren Partner bewusst Zeit. Planen Sie gemeinsame Abende oder Ausflüge und konzentrieren Sie sich auf die Bedürfnisse der anderen Person. Mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit stärken Sie Ihre Beziehung und fördern die Intimität.
Eigenliebe bezieht sich auf sexuelle Selbstbefriedigung. Sie ist eine natürliche Art, die eigene Sexualität zu erleben. Seniorinnen und Senioren können Sexualität so unabhängig von Partnerschaft oder sexueller Aktivität mit anderen Menschen leben. Eigenliebe im Alter kann dazu beitragen, sexuelle Bedürfnisse zu erfüllen, das sexuelle Wohlbefinden sowie die körperliche und emotionale Gesundheit zu fördern. Eigenliebe ist ein normaler und positiver Teil der sexuellen Gesundheit und des sexuellen Ausdrucks.
Wenn Sie Fragen oder Schwierigkeiten in Bezug auf Ihre sexuelle Gesundheit haben, dann nehmen Sie professionelle Unterstützung von Ihrer Arztpraxis oder von Fachstellen für Sexualberatung und Therapie in Anspruch.
Intimität und Zärtlichkeit sind wichtige Aspekte von Sexualität im Alter. Schenken Sie sich gegenseitig Zuneigung, um Ihre emotionale Verbindung zu stärken und Intimität zu fördern.
Eine gute Gesundheit kann sich positiv auf die sexuelle Aktivität auswirken. Ein ungesunder Lebensstil kann sexuelle Probleme verursachen. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, regelmässige medizinische Untersuchungen, ausreichend Schlaf, wenig Stress und verzichten Sie auf gesundheitsschädliche Substanzen wie Nikotin und Alkohol.
Es ist wichtig, sich auf körperliche Veränderungen einzustellen. Seien Sie offen für neue Wege der sexuellen Erfüllung und entdecken Sie allein oder gemeinsam mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, was Ihnen Freude bereitet.
Lassen Sie sich von niemandem vorschreiben, wie Sie Ihre Sexualität leben sollen. Egal ob häufig, selten oder nie, ob Geschlechtsakt oder Streicheleinheiten: Sie entscheiden, was für Sie richtig ist.
Experimentieren Sie mit neuen luststeigernden Techniken: Gleitmittel, Sexspielzeug, erotische Filme, lustvolle Fantasien oder das Entdecken neuer sexueller Vorlieben.
Offene und ehrliche Kommunikation mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner über Ihre Wünsche, Bedürfnisse und eventuelle Veränderungen ist entscheidend. Bei Libido- oder Erektionsproblemen sind Geduld und Verständnis wichtig. Teilen Sie Ihre Gefühle und Sorgen und hören Sie aktiv zu. Diskutieren Sie Probleme nicht im Bett: Ihre Partnerin oder Ihr Partner könnte Diskussionen schnell als Kritik, Verweigerung oder Vorwurf empfinden. Das Schlafzimmer sollte einen sicheren Rückzugsort bieten.
Wenn Sie in keiner Partnerschaft sind, aber das Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit haben, dann gehen Sie aus. Unternehmen Sie Aktivitäten, um Gleichgesinnte kennenzulernen. Seriöse Online-Plattformen wie die Begegnungsplattform Treffpunkt des Magazins Zeitlupe bieten eine tolle Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen. Trauen Sie sich!
Sex im Alter kann aufgrund diverser Faktoren eine Herausforderung sein. Dafür müssen Sie sich nicht schämen. Erfahren Sie, welche Herausforderungen beim Ausleben sexueller Bedürfnisse im Alter auftreten und wie Sie diese bewältigen. Wichtig ist, dass Sie sich bei Bedarf professionellen, medizinischen Rat einholen.
Das sexuelle Verlangen kann im Alter abnehmen. Dies führt auf hormonelle Veränderungen, gesundheitliche Probleme, Medikamenteneinnahme oder andere Faktoren zurück.
Mit zunehmendem Alter können bei Männern Erektionsprobleme auftreten. Die Gründe: Durchblutungsstörungen, Prostata-Erkrankungen, Diabetes, hormonelle Veränderungen, psychische oder andere gesundheitliche Probleme. Gegen Potenzprobleme helfen Präparate mit Wirkstoffen aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer wie beispielsweise Viagra. Achtung: Diese dürfen Sie bei Herzerkrankungen nicht einnehmen. Lassen Sie sich von einer urologischen Fachperson beraten.
Wichtig: Männer (und Frauen) sind noch immer geprägt von Bildern und Vorstellungen leistungsorientierter Sexualität. Wir müssen uns (das gilt auch für junge Menschen) von diesem Leistungsgedanken verabschieden: Kuscheln, Streicheln, Zärtlichkeit und Langsamkeit rücken in den Vordergrund. Hier gibt es eine Vielzahl an Literatur und Beiträgen, welche den Zugang zu einem erweiterten Verständnis von Sexualität ermöglichen.
Aufgrund hormoneller Veränderungen in den Wechseljahren kann bei Frauen vaginale Trockenheit auftreten. Dies kann zu Schmerzen oder Unbehagen während des Geschlechtsverkehrs führen. Inkontinenz und schwindende sexuelle Lust stellen weitere physische Herausforderungen für Frauen dar. Gegen vaginale Trockenheit helfen lokal anwendbare Hormonbehandlungen, welche die Durchblutung der Scheide- und Blasenwand erhalten. Lassen Sie sich von einer gynäkologischen Fachperson beraten.
Körperliche Einschränkungen wie Arthritis, Mobilitätsprobleme, chronische Schmerzen, Inkontinenz oder Erkrankungen können die sexuelle Aktivität erschweren oder einschränken. Konsultieren Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt.
Ein ungesunder Lebensstil durch Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum sowie Nebenwirkungen von Medikamenten können Libidoverlust verursachen. Erfahren Sie mehr über Ursachen, Symptome und Möglichkeiten der Prävention.
Libidoverlust und Erektionsprobleme können psychologische Ursachen haben: Angst, Stress oder Depressionen. Eine Psychotherapie hilft, psychische Belastungen anzugehen, Probleme im Ausleben der Sexualität zu lösen und das sexuelle Selbstvertrauen zu stärken. Erfahren Sie mehr über psychische Gesundheit.
Die sexuelle Erregung und Reaktionszeit können sich im Alter bei Mann und Frau verlangsamen. Dies erfordert mehr Zeit und Stimulation, um eine ausreichende Erregung zu erreichen. Kontaktieren Sie eine Beratungsstelle zu Sexualität, um mehr zu erfahren.
Sexuell übertragbare Krankheiten betreffen nicht nur jüngere, sondern auch ältere Menschen. Die Tabuisierung von Sexualität im Alter steht einer umfassenden Aufklärung im Weg. Das Bundesamt für Gesundheit geht von einer erhöhten Dunkelziffer aus und verzeichnet eine steigenden Anzahl an Infektionen. Die Gründe: Die Aufklärung liegt längere Zeit zurück und war früher nicht so umfänglich wie heute. Und: Ältere Menschen priorisieren Verhütung nicht, weil kein Risiko auf eine ungeplante Schwangerschaft besteht.
Wenn Sie sexuell aktiv sind, dann informieren Sie sich in Ihrer Arztpraxis über Verhütungsmittel.
Das durchschnittliche Eintrittsalter in Alters- und Pflegeheimen liegt bei knapp 85 Jahren (2021, Bundesamt für Statistik). Spielt Sexualität dort eine Rolle? Eine Nachfrage bei einigen Heimen ergab das ganze Spektrum von «Sexualität ist kein Thema im Alter» bis hin zu «Sexualität im Alter wird bei uns sehr individuell thematisiert». Unabhängig von Alter und Pflegebedürftigkeit: Seniorinnen und Senioren sollen sich in ihren Bedürfnissen ernst genommen fühlen. Die Würde und Selbstbestimmung von pflegebedürftigen Menschen sollen erhalten bleiben – das umfasst auch die eigene Sexualität. Seniorinnen und Senioren sollen die Möglichkeit haben, das Thema Sexualität offen ansprechen zu können. Ältere Menschen brauchen im Heim Raum für Intimität.