Suchterkrankungen sind im Alter weit verbreitet, bleiben jedoch oft unerkannt. Betroffene Seniorinnen und Senioren schämen sich für ihren übermässigen Konsum oder verharmlosen ihn. Die Risiken für ihre Gesundheit sind beträchtlich. Erfahren Sie mehr über Ursachen, Symptome und Möglichkeiten der Prävention.
«Seit der Pensionierung fehlt mir die Struktur im Alltag. Ich verbringe meine Zeit in der Dorfbeiz und trinke mittlerweile täglich. Brauche ich Hilfe?»
Sucht im Alter ist weit verbreitet. Untersuchungen zeigen: Personen im Alter von mehr als 65 Jahren weisen den höchsten Anteil an chronisch riskantem Alkoholkonsum auf. Auch was die tägliche Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln betrifft, liegen die 65plus ganz an der Spitze. Sucht im Alter ist ein Tabuthema: Viele Betroffene leugnen oder verharmlosen das Problem. Das verhindert eine frühzeitige Chance auf Behandlung.
Erfahren Sie mehr über die Risiken und Auswirkungen der gängigsten Suchtmittel.
In der Schweiz konsumiert gut ein Viertel der Seniorinnen und Senioren über 65 Jahren täglich Alkohol. Studien zeigen, dass rund acht Prozent der über 65-Jährigen einen chronisch riskanten Alkoholkonsum aufweisen und dadurch ihrer Gesundheit schaden. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, jedoch nimmt der risikoreiche Konsum seit einigen Jahren bei Frauen zu. Dabei ist im Alter ein vorsichtiger Umgang mit Alkohol umso wichtiger. Denn der Wasseranteil im Körper nimmt ab. Der Alkohol verteilt sich auf weniger Flüssigkeit. Somit steigt der Alkoholgehalt im Blut und der Alkohol wirkt stärker. Dadurch führt er im Alter schneller zu körperlichen Schädigungen. Und: Eine Abhängigkeit stellt sich früher ein.
Alkohol ist ein Genussmittel. Im Alter müssen Sie nicht darauf verzichten. Halten Sie sich an ein gesundes Mass und verhindern Sie gesundheitliche Risiken.
Als Richtwert gilt:
1 Standardglas | |
Bier | 3 dl (5 Prozent Vol.) |
Wein | 1 dl (15 Prozent Vol.) |
Schnaps | 4 cl (38 Prozent Vol.) |
Körperliche Beschwerden gehören zum Älterwerden dazu. Sie führen zu erhöhter Einnahme von Medikamenten. Seniorinnen und Senioren greifen häufig zu Schmerz- und Beruhigungsmitteln, die eine höhere Suchtgefahr bergen. Der Übergang zur Medikamentensucht geschieht schleichend und oft unbemerkt. Die regelmässige Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln nimmt im höheren Alter signifikant zu. Frauen nehmen deutlich häufiger regelmässig solche Medikamente ein als Männer. Ab 69 Jahren nimmt fast jede zehnte Frau täglich Benzodiazepine oder konsumiert ähnliche Substanzen.
Diese Anzeichen helfen Ihnen und Ihren Angehörigen, Medikamenten-Missbrauch zu erkennen:
In vielen Fällen ist nicht die Verschreibung, sondern die unterlassene Kontrolle der Einnahme das Problem. Überprüfen Sie regelmässig bei Ihrer medizinischen Fachperson die Dosis und Kombination Ihrer Medikamente.
37 Prozent der Seniorinnen und 52 Prozent der Senioren mischen den Konsum von Alkohol und Medikamenten. Alkohol und Medikamente erhöhen gegenseitig ihre Wirkung. Die negative Wechselwirkung entsteht nicht nur bei gleichzeitiger Aufnahme von Alkohol und Medikamenten. Der Effekt kann mehrere Stunden später einsetzen. Ein Mischkonsum bringt hohe Risiken mit sich:
Dürfen Sie Ihre Medikamente mit Alkohol kombinieren? Fragen Sie bei Unsicherheiten Ihre Hausärztin, Ihren Hausarzt oder in der Apotheke.
Das Älterwerden ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Kritische Situationen oder Lebensereignisse können einen riskanten Konsum von Alkohol und Medikamenten oder sogar eine Suchterkrankung auslösen. Seniorinnen und Senioren rutschen durch regelmässigen und unkritischen Konsum von Alkohol und Medikamenten in eine Abhängigkeit. Die Suchtauslöser sind vielfältig:
Aus übermässigem Konsum kann sich eine Abhängigkeit entwickeln. Achten Sie auf folgende Suchtanzeichen:
Die Unterstützung von Angehörigen und Fachpersonen ist wichtig, damit Betroffene ihren Lebenssinn und ihre Lebensfreude finden und erhalten. Erfahren Sie, wie Sie Sucht im Alter vorbeugen oder Bezugspersonen schützen können.
Wenn Anzeichen von Alkohol- oder Medikamentensucht auf Sie oder eine Bezugsperson zutreffen, sprechen Sie dies bei Vertrauenspersonen an und holen Sie professionellen Rat von Fachpersonen ein.
Überprüfen Sie bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt regelmässig Ihr Konsumverhalten von Alkohol und Medikamenten. Klären Sie ab, ob Sie Alkohol mit Ihren Medikamenten mischen dürfen und was es dabei zu beachten gilt.
Haben Sie als Bezugsperson ein Auge auf das Konsumverhalten von Seniorinnen und Senioren. Wenn Sie ein kritisches Konsumverhalten beobachten, sprechen Sie dies bei der betroffenen Person offen an. Bleiben Sie verständnisvoll, einfühlsam und verurteilen Sie die Person nicht. Unterstützen und ermutigen Sie die betroffene Person, ihr Konsumverhalten bei Fachpersonen abzuklären.
Stress und Überforderung begünstigen gefährliches Konsumverhalten. Entlasten Sie sich durch Hilfsangebote für zu Hause. Betreuungsleistungen geben Ihnen Sicherheit und Struktur im Alltag.
Eine gute und frühzeitige Pensionierungsvorbereitung hilft Ihnen, Ihren Alltag nach Berufsaustritt strukturiert zu planen und abwechslungsreich zu gestalten. So beugen Sie Langeweile vor.
Pflegen Sie Ihre persönlichen Kontakte und führen Sie ein aktives Sozialleben. So gelingt Ihnen ein abwechslungsreicher Alltag und Einsamkeit vorzubeugen. Und Sie schaffen eine Vertrauensbasis in Krisensituationen.
Durch körperliche Betätigung tun Sie Ihrem Körper und Geist etwas Gutes und knüpfen neue soziale Kontakte. Sport bereichert Ihren Alltag und bietet die Möglichkeit, Stress abzubauen und vorzubeugen.
Kulturelle, gestalterische und intellektuelle Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen wie Malen, Jassen oder Sprachen lernen geben Ihnen Struktur und ermöglichen Ihnen, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.