Altersarmut in der Schweiz 2022

In der Schweiz leben 300'000 Senioren und Seniorinnen an oder unter der Armutsgrenze. Frauen, Menschen ohne Schweizer Staatsbürgerschaft sowie Personen mit tiefer Bildung sind im Alter besonders von Armut gefährdet. Diese Befunde gehen aus dem ersten Teilbericht des Altersmonitors hervor.

Eine arme Seniorin bezahlt mit vielen kleinen Münzen.

300'000 Seniorinnen und Senioren in der Schweiz müssen jeden Franken zweimal umdrehen
(Bild Rolf Neeser Photography).

Altersarmut ist in der Schweiz weit verbreitet

Die repräsentative Befragung zeigt, dass 200’000 Seniorinnen und Senioren mit ihrem Einkommen unter der Armutsgrenze leben. Das monatliche Einkommen von 100´000 weiteren älteren Menschen liegt nur knapp über der Armutsgrenze.

Die Zahlen zur absoluten Altersarmut in der Schweiz.

46’000 Seniorinnen und Senioren sind ausweglos arm

Obwohl 20 Prozent der älteren, zu Hause lebenden Menschen in der Schweiz von Armut betroffen oder gefährdet sind, beziehen nur 7,3 Prozent Ergänzungsleistungen (EL). Einige der von Einkommensarmut Betroffen verfügen über Vermögenswerte, um ihr tiefes Einkommen zu kompensieren. 46’000 Personen verfügen hingegen über keinerlei Vermögen. Sie also gelten als ausweglos arm. 

Erster Teilbericht des Altersmonitors: Armut im Alter

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Risikofaktoren

Neben Frauen, ausländischen Staatsangehörigen, Verwitweten und Geschiedenen sind vor allem Personen ohne sekundäre oder tertiäre Ausbildung von Altersarmut betroffen. Menschen auf dem Land sind stärker von Altersarmut gefährdet als die Stadtbevölkerung. Liegen mehrere dieser Risikofaktoren vor, verstärkt sich ihr jeweiliger Einfluss. Bildung spielt eine entscheidende Rolle: Eine höhere Ausbildung senkt nicht nur das Armutsrisiko, sondern auch den Einfluss anderer Risikofaktoren.

Das Armutsrisiko sinkt mit steigendem Bildungsgrad. Seniorinnen und Senioren, die nur die obligatorische Schule besucht haben, sind mehr als viermal so oft von Armut betroffen wie solche mit tertiärem Abschluss.

  Armutsbetroffen
Obligatorische Schule 33,9 Prozent
Sekundarstufe II 12,9 Prozent
Tertiärstufe 7,6 Prozent

 

Das Armutsrisiko ist für Ausländerinnen und Ausländer deutlich grösser als für Schweizerinnen und Schweizer. Der Anteil armer ausländischer Staatsangehöriger ist mehr als doppelt so hoch wie der Anteil armer Schweizerinnen und Schweizer.

  Armutsbetroffen
Schweizerinnen und Schweizer 12,9 Prozent
Ausländerinnen und Ausländer 29,1 Prozent

In der Schweiz gibt es punkto Armut im Alter einen grossen Geschlechterunterschied: Frauen sind fast doppelt so oft von Altersarmut betroffen wie Männer. 

  Armutsbetroffen
Frauen 17,7 Prozent
Männer 9,9 Prozent

Verheiratete Seniorinnen und Senioren sind deutlich weniger von Armut betroffen als ledige, geschiedene und verwitwete.

  Armutsbetroffen
Verheiratete 11,6 Prozent
Ledige 15,9 Prozent
Geschiedene 17,2 Prozent
Verwitwete 17,5 Prozent

 

Seniorinnen und Senioren, die in städtischen oder peri-urbanen Gemeinden mit einer mittleren Bevölkerungsdichte leben, sind weniger stark von Altersarmut betroffen als Menschen in ländlichen Gemeinden.

  Armutsbetroffen
Städtische Gemeinde 11,9 Prozent
Peri-urbane Gemeinde 13,2 Prozent
Ländliche Gemeinde 20,2 Prozent

 

Regionale Unterschiede

Punkto Altersarmut gibt es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen. So ist die Altersarmut im Tessin sowie in St. Gallen und Nidwalden stärker verbreitet als im Wallis, in Zug oder in Basel-Stadt. Im Tessin sind bis zu fünfmal mehr Menschen im Alter von Armut betroffen als in Basel-Stadt. Die Gründe solcher Unterschiede wurden im ersten Teilbericht nicht untersucht.

Die kantonalen Unterschiede der Altersarmut

Auswirkungen von Altersarmut

Armut stellt ältere Menschen nicht nur vor finanzielle Herausforderungen, sondern wirkt sich auch negativ auf die Gesundheit, Zufriedenheit und soziale Teilhabe aus. Konsequenzen sind körperliche und geistige Probleme, Unzufriedenheit und Einsamkeit.

Der Anteil von Personen mit schlechtem gesundheitlichen Zustand ist bei ärmeren Seniorinnen und Senioren doppelt so hoch wie bei jenen, die nicht von Armut betroffen sind.

  An schlechter Gesundheit leidend
Kompensierbar oder 
nicht armutsbetroffen
3,0 Prozent
Nicht kompensierbar
armutsbetroffen
6,0 Prozent

 

Der Anteil einsamer Personen ist bei ärmeren Seniorinnen und Senioren viermal höher als bei jenen, die nicht von Armut betroffen sind.

  An Einsamkeit leidend
Kompensierbar oder 
nicht armutsbetroffen
2,9 Prozent
Nicht kompensierbar
armutsbetroffen
11,2 Prozent

 

Der Anteil unzufriedener Personen ist bei ärmeren Seniorinnen und Senioren viermal höher als bei jenen, die nicht von Armut betroffen sind. 

  An Unzufriedenheit leidend
Kompensierbar oder 
nicht armutsbetroffen
2,5 Prozent
Nicht kompensierbar
armutsbetroffen
9,7 Prozent

 

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