In der Schweiz leben 300'000 Senioren und Seniorinnen an oder unter der Armutsgrenze. Frauen, Menschen ohne Schweizer Staatsbürgerschaft sowie Personen mit tiefer Bildung sind im Alter besonders von Armut gefährdet. Diese Befunde gehen aus dem ersten Teilbericht des Altersmonitors hervor.
300'000 Seniorinnen und Senioren in der Schweiz müssen jeden Franken zweimal umdrehen
(Bild Rolf Neeser Photography).
Die repräsentative Befragung zeigt, dass 200’000 Seniorinnen und Senioren mit ihrem Einkommen unter der Armutsgrenze leben. Das monatliche Einkommen von 100´000 weiteren älteren Menschen liegt nur knapp über der Armutsgrenze.
Obwohl 20 Prozent der älteren, zu Hause lebenden Menschen in der Schweiz von Armut betroffen oder gefährdet sind, beziehen nur 7,3 Prozent Ergänzungsleistungen (EL). Einige der von Einkommensarmut Betroffen verfügen über Vermögenswerte, um ihr tiefes Einkommen zu kompensieren. 46’000 Personen verfügen hingegen über keinerlei Vermögen. Sie also gelten als ausweglos arm.
Neben Frauen, ausländischen Staatsangehörigen, Verwitweten und Geschiedenen sind vor allem Personen ohne sekundäre oder tertiäre Ausbildung von Altersarmut betroffen. Menschen auf dem Land sind stärker von Altersarmut gefährdet als die Stadtbevölkerung. Liegen mehrere dieser Risikofaktoren vor, verstärkt sich ihr jeweiliger Einfluss. Bildung spielt eine entscheidende Rolle: Eine höhere Ausbildung senkt nicht nur das Armutsrisiko, sondern auch den Einfluss anderer Risikofaktoren.
Das Armutsrisiko sinkt mit steigendem Bildungsgrad. Seniorinnen und Senioren, die nur die obligatorische Schule besucht haben, sind mehr als viermal so oft von Armut betroffen wie solche mit tertiärem Abschluss.
Armutsbetroffen | |
Obligatorische Schule | 33,9 Prozent |
Sekundarstufe II | 12,9 Prozent |
Tertiärstufe | 7,6 Prozent |
Das Armutsrisiko ist für Ausländerinnen und Ausländer deutlich grösser als für Schweizerinnen und Schweizer. Der Anteil armer ausländischer Staatsangehöriger ist mehr als doppelt so hoch wie der Anteil armer Schweizerinnen und Schweizer.
Armutsbetroffen | |
Schweizerinnen und Schweizer | 12,9 Prozent |
Ausländerinnen und Ausländer | 29,1 Prozent |
In der Schweiz gibt es punkto Armut im Alter einen grossen Geschlechterunterschied: Frauen sind fast doppelt so oft von Altersarmut betroffen wie Männer.
Armutsbetroffen | |
Frauen | 17,7 Prozent |
Männer | 9,9 Prozent |
Verheiratete Seniorinnen und Senioren sind deutlich weniger von Armut betroffen als ledige, geschiedene und verwitwete.
Armutsbetroffen | |
Verheiratete | 11,6 Prozent |
Ledige | 15,9 Prozent |
Geschiedene | 17,2 Prozent |
Verwitwete | 17,5 Prozent |
Seniorinnen und Senioren, die in städtischen oder peri-urbanen Gemeinden mit einer mittleren Bevölkerungsdichte leben, sind weniger stark von Altersarmut betroffen als Menschen in ländlichen Gemeinden.
Armutsbetroffen | |
Städtische Gemeinde | 11,9 Prozent |
Peri-urbane Gemeinde | 13,2 Prozent |
Ländliche Gemeinde | 20,2 Prozent |
Punkto Altersarmut gibt es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen. So ist die Altersarmut im Tessin sowie in St. Gallen und Nidwalden stärker verbreitet als im Wallis, in Zug oder in Basel-Stadt. Im Tessin sind bis zu fünfmal mehr Menschen im Alter von Armut betroffen als in Basel-Stadt. Die Gründe solcher Unterschiede wurden im ersten Teilbericht nicht untersucht.
Armut stellt ältere Menschen nicht nur vor finanzielle Herausforderungen, sondern wirkt sich auch negativ auf die Gesundheit, Zufriedenheit und soziale Teilhabe aus. Konsequenzen sind körperliche und geistige Probleme, Unzufriedenheit und Einsamkeit.
Der Anteil von Personen mit schlechtem gesundheitlichen Zustand ist bei ärmeren Seniorinnen und Senioren doppelt so hoch wie bei jenen, die nicht von Armut betroffen sind.
An schlechter Gesundheit leidend | |
Kompensierbar oder nicht armutsbetroffen |
3,0 Prozent |
Nicht kompensierbar armutsbetroffen |
6,0 Prozent |
Der Anteil einsamer Personen ist bei ärmeren Seniorinnen und Senioren viermal höher als bei jenen, die nicht von Armut betroffen sind.
An Einsamkeit leidend | |
Kompensierbar oder nicht armutsbetroffen |
2,9 Prozent |
Nicht kompensierbar armutsbetroffen |
11,2 Prozent |
Der Anteil unzufriedener Personen ist bei ärmeren Seniorinnen und Senioren viermal höher als bei jenen, die nicht von Armut betroffen sind.
An Unzufriedenheit leidend | |
Kompensierbar oder nicht armutsbetroffen |
2,5 Prozent |
Nicht kompensierbar armutsbetroffen |
9,7 Prozent |