Die Unterstützungsangebote von Pro Senectute waren auch 2021 äusserst gefragt. So konnten sich unzählige Seniorinnen und Senioren unbürokratisch und schnell auf uns verlassen. Mit dem Einzelhilfefonds konnten wir älteren Menschen bei Kosten helfen, die sie unmöglich selbst tragen konnten.
Die 67-jährige Colette Tissonier musste in ihrem Leben mit vielen Rückschlägen zurechtkommen.
Schon an der Eingangstür in der einfach eingerichteten Zwei-Zimmer-Wohnung von Colette Tissonier im 1600-Seelen-Dorf Evolène im Wallis wird man freundlich von ihrem Hund Lulu empfangen. Ja, die Tiere würden eine sehr wichtige Rolle in ihrem Leben spielen. Vier Katzen, zwei Hasen und er, der äusserst zutrauliche Hund Lulu, sind die Begleiter von Colette Tissonier – und nicht ganz günstig. Denn von den 900 Franken, die ihr monatlich zur Verfügung stehen, würde praktisch die Hälfte für die Versorgung der Tiere wegfallen. Aber in der Regel reiche das Geld, lebe sie doch bescheiden.
Schwierig wurde es aber, als ihr Auto plötzlich den Geist aufgab. Ein erhebliches Problem, wenn man als älterer Mensch in einer dünn besiedelten Bergregion daheim ist. So wollte Colette Tissonier für die grössere Reparatur ihres Autos bei ihrer Bank einen Kredit aufnehmen. Doch als Bezügerin von Ergänzungsleistungen wurde ihr dafür kein Gehör geschenkt. Anders bei Pro Senectute Wallis in Sion, wo man Verständnis dafür hatte, wie wichtig ein fahrbarer Untersatz für eine Rentnerin im hintersten Teil des Val d‘Hérens ist – und welche Bedeutung die damit verbundene Unabhängigkeit hat. So konnte der 67-Jährigen aus dem Einzelhilfefonds ein günstiges, gut unterhaltenes Occasionsfahrzeug finanziert werden.
Eine positive Wendung im Leben von Colette Tissonier, die sie bis anhin nie erfahren durfte. Als billige Arbeitskraft im Kaffee ihrer Mutter verbrachte sie bis zu ihrem 22. Lebensjahr mehr oder weniger ohne Lohn ihre Jugend. Diese schwierige Phase sollte bis zu ihrer Pensionierung einen prägenden Einfluss auf ihr Erwerbsleben und ihre Gesundheit haben.
Gezeichnet von vielen Rückschlägen musste sie ab dem 55. Lebensjahr von einer Rente der Invalidenversicherung leben. Für sie heute noch eine schwer belastete Phase ihres Lebens. Nicht die psychische Erkrankung oder das bescheidene Einkommen machte ihr zu schaffen, sondern das Gefühl, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Dass sie ihr Erbe, resultierend aus dem Verkauf des Kaffees ihrer Mutter, in der Finanzkrise von 2008 verlor, passt zu der Unwegsamkeit der Biografie von Colette Tissonier.
Und doch hat sie heute ein mildes Lächeln im Gesicht, wenn sie davon erzählt – und findet, das Erreichen des Pensionsalters hätte ihr eine grosse Last von den Schultern genommen. Zwar müsse sie noch immer auf vieles verzichten, aber die Tiere und die gewonnene Unabhängigkeit helfen ihr, endlich ihren Frieden zu finden.
53'000 Mal wurde 2021 im EL-Rechner von Pro Senectute ein Anspruch auf Ergänzungsleistungen (EL) überprüft. 2500 Zeilen Programmiercode stehen hinter diesem Tool, damit nicht nur die neuen Bestimmungen der am 1. Januar 2021 in Kraft getretenen EL-Reform, sondern auch Sonderfälle berücksichtigt werden können.
76 Sozialberatende nahmen an zwei Weiterbildungen unter der Leitung von Peter Mösch Payot, Professor für Sozialrecht an der Hochschule Luzern, teil. Sie tauschten Erfahrungen mit dem neuen Recht der EL-Reform aus.
12,5 Millionen Franken konnten die Pro Senectute Organisationen an Individueller Finanzhilfe (IF) leisten. Diese kommt Menschen zugute, die trotz EL in eine finanzielle Not geraten.
128 Gesuche wurden an den Einzelhilfefonds von Pro Senectute Schweiz gestellt. Dieser kommt zum Zug, wenn ältere Menschen in materielle oder soziale Not geraten und andere Finanzunterstützungen nicht mehr beansprucht werden können oder diese Anfragen nicht abdecken.
118 Gesuchen konnte entsprochen werden. Diesen Gesuchsstellenden wurde mit 370'884 Franken geholfen.