Mit dem neuen Angebot «LebensRaum» begleitet Pro Senectute Kanton Luzern die Entwicklung, Planung und Realisierung moderner Wohn- und Lebensräume. Das interdisziplinäre Team vereint das Wissen aus Architektur, Sozialarbeit und Soziokultur im Bereich Leben und Wohnen im Alter.
Sandra Remund, Marcel Schuler und Sonia Di Paolo (von links) stellen in Horw ihre neue Dienstleistung «LebensRaum» vor.
«Die Lebensentwürfe älterer Menschen sind diverser als früher. Es braucht daher vielfältige Lösungen für Wohn- und Lebensräume», sagt Sandra Remund. Sie steht vor der reformierten Kirche der Luzerner Gemeinde Horw und blickt den Teilnehmenden ihres Workshops nach, die sie eben verabschiedet hat. Mit ihrem Fachteam «LebensRaum» berät die Architektin, die an der ETH studiert hat, seit 2021 für Pro Senectute Kanton Luzern Gemeinden, Altersorganisationen, Investorinnen und Investoren sowie Raumentwickelnde, wie sie bestehende Strukturen um neue, innovative Ansätze ergänzen können.
Remund kann dabei auf das Wissen Sonia Di Paolos als Fachfrau Gemeindeanimation in Ausbildung und Grafikerin sowie auf Marcel Schulers Erfahrung in der Gemeinwesenarbeit und als Sozialarbeiter zählen. Im Zentrum der neuen Dienstleistung stehen die Entwicklung integrierter Alterswohnkonzepte, altersfreundliche Raumgestaltung und die Schaffung von Netzwerken – mit dem Ziel, Unterstützungsleistungen abzudecken und die soziale Teilhabe zu fördern.
«In Schweizer Gemeinden werden die Bedürfnisse älterer Menschen noch zu wenig in die Quartierentwicklung miteinbezogen», findet Remund. In ihrer 15-jährigen Tätigkeit im Fachgebiet «Wohnen im Alter» ist sie mit vielen spannenden Ideen und Konzepten in Berührung gekommen. Heute spürt sie bei vielen Gemeinden, dass der Bedarf nach neuen Lösungen vorhanden ist und sie aktiv werden möchten. Hier können die Pro Senectute Organisationen eine Vermittlerrolle einnehmen: «Wir beziehen alle relevanten Akteure und die lokale Bevölkerung ein. So können wir sicherstellen, dass unsere Lösungen nicht an den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner vorbeizielen und vorhandene Ressourcen einbezogen werden», verspricht sie.
Der grösste Stolperstein liege in der Finanzierung: Gemeinden zögern, in die Entwicklung neuer Konzepte zu investieren. Doch langfristig zahle sich das aus: «Betreutes Wohnen zu Hause oder in organisierter Form kann zum Beispiel Heimeintritte verzögern oder verhindern und kommt die öffentliche Hand oftmals günstiger.» Viele Gemeinden verfügen jedoch nicht über die nötige Infrastruktur. Insbesondere für Gemeinden, die nicht über eigene institutionelle Angebote verfügen, kann der Aufbau von sozialen Netzwerken helfen, Lücken zu schliessen. Sozialraumorientierte und altersfreundliche Lebensräume sorgen gemäss Remund dafür, dass solche Netzwerke entstehen können.
Dies stösst auf Interesse, kann sich das Fachteam doch bereits auf nächste Workshops mit den verschiedenen Stakeholdern freuen und die neue Pro-Senectute-Dienstleistung an weitere Kreise herantragen.
Eine umfassende Alterspolitik der Gemeinden trägt dazu bei, dass die Menschen bis ins hohe Alter selbstständig und -bestimmt leben können. Pro Senectute Schweiz entwickelt gemeinsam mit den Bereichen Soziale Arbeit und Wirtschaft der Hochschule Luzern im Rahmen des Innosuisse- Projekts «Kompass kommunale Alterspolitik» eine Methodik und Instrumente, um die Gemeinden dabei zu unterstützen.
Sechs Pro Senectute Organisationen erarbeiten mit der Hochschule Luzern Analysewerkzeuge, die eine umfassende Situationsanalyse der bestehenden Altersarbeit ermöglichen.
Fünf Gemeinden beteiligen sich daran, sodass die Analysewerkzeuge praxisnah getestet werden können. Dadurch können Aussagen zu altersgerechten Wohnformen vor Ort gemacht werden. Zur Einschätzung der Altersfreundlichkeit der Gemeinde wird das Kooperationspotenzial aus Sicht der Bevölkerung und von Fachpersonen von vor Ort tätigen Organisationen erhoben. Mit einem Finanz-Tool erfasst man, wie viele und welche Ausgaben bereits im Altersbereich inklusive Pflege anfallen. Diese Analyse ermöglicht es einer Gemeindebehörde, ihre Ziele und entsprechende Massnahmen für ihre Alterspolitik der Zukunft einzuleiten.
Sobald das Projekt Mitte 2022 abgeschlossen ist, werden Fachpersonen von Pro Senectute für die Anwendung der Tools, der Interpretation der Resultate und der fachlichen Weiterbegleitung der Gemeindebehörde ausgebildet werden.