Pro Senectute Kanton Bern strebt die papierlose Sozialberatung an. Was sich genau dahinter verbirgt und weshalb das Papier wohl noch länger nicht verschwinden wird, weiss François Felber.
Mit Papierblock die papierlose Sozialberatung im Blick: François Felber von Pro Senectute Kanton Bern.
Akten, Notizen, Gesuche, Vollmachten: In der Sozialberatung fällt ein Haufen Papier an, das ausgedruckt und aufbewahrt wird. Geht es nach François Felber, der die Sozialberatung von Pro Senectute Kanton Bern leitet, soll sich der Papierhaufen verkleinern. Felber hat sich die «papierlose Sozialberatung» auf die Fahne geschrieben.
Ein Besuch in seinem Büro in Langenthal gibt einen Hinweis darauf, wie ernst es ihm damit ist: Kein Blatt liegt auf seinem Pult. Nur einige Bücher und Ordner zieren ein Regal. Das Büro ist ordentlich und aufgeräumt. Doch was ist das? Ein Notizblock liegt vor Felber, als er sich an den Sitzungstisch setzt. Alles nur Etikettenschwindel? «Das ist jetzt gemein», sagt Felber und lacht. «Es ist nicht so, als hätten wir gar kein Papier mehr. Für externe Stellen brauchen wir immer noch gedruckte Formulare», erklärt er.
Unter papierloser Sozialberatung versteht er vielmehr, den internen Papiergebrauch auf ein Minimum zu reduzieren: «Unser Motto lautet: So wenig wie möglich, so viel wie nötig», so Felber. Eine digitale Sozialberatung ist nicht nur ressourcenschonender, sondern auch effizienter. Zudem ermöglicht sie die standortunabhängige Arbeit, etwa im Homeoffice. Laut Felber hat die Pandemie beim Digitalisierungsprojekt kaum eine Rolle gespielt: «Wir haben den Wechsel schon vor Corona vollzogen und waren gerüstet.» Widerstände bei der Belegschaft stellt er keine fest. Im Gegenteil: Die Sozialberatenden waren wesentliche Treibende.
Bald könnten Sozialberatende mit Tablets Hausbesuche machen. Offen ist zum Beispiel, wie die Signatur der Formulare erfolgen soll. Ein portabler Drucker könnte Abhilfe schaffen. Wie bitte, Papier? «Ganz verschwinden wird es wohl noch länger nicht», schmunzelt Felber. Viele Seniorinnen und Senioren bevorzugen nach wie vor Papierunterlagen und den analogen Kontakt. Felber selber schätzt die Vorzüge des digitalen Wandels, doch bei manchem bevorzugt er die analoge Welt – von sozialen Kontakten bis zum Buch samt Einband und: Papier.
Zwei Softwares waren bei den Pro Senectute Organisationen im Gebrauch, um die Sozialberatungen zu dokumentieren. 2021 wurden die Synergien gebündelt und die Migration zu einer einzigen Fallführungs-Software aufgegleist. Auch die Richtlinien für die Aufbewahrung der analogen wie auch digitalen Falldokumentation der Sozialberatung wurden evaluiert und auf den neusten Stand des neuen Datenschutzgesetzes überprüft.
55'000 Seniorinnen und Senioren konnten 2021 in allen Landesteilen in rund 205'000 Stunden Sozialberatung unterstützt werden. Die Beratungen haben sich zahlenmässig am häufigsten um Finanzen, Gesundheit und Rechtliches gedreht. Die Mehrzahl der Seniorinnen und Senioren in den Sozialberatungen war zwischen 70 und 90 Jahre alt.
Pro Senectute Thurgau konnte 2021 die Videoberatung lancieren und wertvolle Erfahrungen mit dieser Beratungsform sammeln. Dieses Beispiel und die Initiativen weiterer Pro Senectute Organisationen zeigen, dass in der Zeit der physischen Distanz nach Formen und Möglichkeiten gesucht wurde, um trotz physischer Distanz verfügbar zu sein.
Unzählige Anrufe wurden 2021 an die kostenlose nationale Infoline gerichtet, die explizit für die Zeit der Pandemie ins Leben gerufen worden war. Das Ziel wurde erreicht, möglichst niederschwellig und unkompliziert den Kontakt zu den Pro Senectute Organisationen in den Kantonen herzustellen.