Die Schweizer Bevölkerung wird immer älter. Das ist auch für die Gemeinden eine Herausforderung. Mit dem «Kompass kommunale Alterspolitik» erarbeitete die Hochschule Luzern mit Fachpersonen von Pro Senectute Organisationen ein Prozessmodell für die Entwicklung einer modernen Alterspolitik. 2022 endete die Pilotphase mit einem erfreulichen Fazit: Das neue Instrument ist einsatzbereit.
Der Fachausschuss «Kompass kommunale Alterspolitik» mit Jürgen Stremlow von der Hochschule Luzern (links) an seiner Abschlussbesprechung.
Welche Bedürfnisse hat die ältere Bevölkerung ans Leben in der Gemeinde? Wie können diese in eine nachhaltige kommunale Alterspolitik aufgenommen und umgesetzt werden? Die Gemeinden haben keine einfache Aufgabe vor sich, um ihre Alterspolitik modern und zukunftsgerichtet auszugestalten. Um die Gemeinden zu unterstützen, entwickelten Pro Senectute und die Hochschule Luzern in einem Innosuisse-Projekt einen Werkzeugkasten. Dieser hat nun die zweijährige Testphase durchlaufen: Der «Kompass kommunale Alterspolitik» ist bereit, um bei den Pro Senectute Organisationen zum Einsatz zu kommen.
Beim «Kompass» handelt es sich um ein Prozessmodell mit sechs Tools, welche Bedürfnisse analysieren und mit den Zielen und Möglichkeiten einer Gemeinde in Einklang bringen. Damit bei der Erarbeitung die Perspektive der älteren Bevölkerung gebührend einbezogen werden konnte, waren verschiedene Pro Senectute Organisationen involviert. Darunter Pro Senectute Kanton Zug, die auf eine spannende und erfolgreiche Test- und Entwicklungsphase zurückblickt: «Der Mix der Beteiligten machte den Unterschied», ist Martin Kolb, Geschäftsführer von Pro Senectute Kanton Zug, überzeugt. So wurde das Projekt von Anfang an mit Vertretenden der Wissenschaft, von Gemeinden und Pro Senectute als Fachorganisation vorangetrieben.
«Entstanden ist ein Tool, das gesamtheitlich alle Aspekte eines Altersleitbilds abdeckt, eine Standortbestimmung, aber auch Möglichkeiten der Weiterentwicklung sichtbar macht», betont Kolb. So zeigt der Wohnkalkulator beispielsweise auf, in welchen Gemeinde- oder Stadtgebieten mehr ältere Menschen leben. «Mit dieser Erkenntnis kann zielgerichtet die Infrastruktur geplant werden, um den älteren Menschen eine aktive und hindernisfreie Lebensführung bis ins hohe Alter möglich zu machen», ergänzt Kolb.
Der «Kompass kommunale Alterspolitik» folgt einem standardisierten Ablauf: Im ersten Schritt werden die bisherige Alterspolitik der Gemeinde und das Entwicklungspotenzial analysiert und die Ergebnisse in einem Gemeindeporträt festgehalten. Anhand dieser Analyse entscheiden sich die Gemeindeverantwortlichen im zweiten Schritt, welche weiterführenden Analyse-Tools sie anwenden wollen. Am Schluss verfügt die Gemeinde über eine solide Grundlage, um ihre künftige Alterspolitik zu planen und zu steuern.
Nun, nach Abschluss der Pilotphase, steht der «Kompass» den Pro Senectute Organisationen zur Verfügung. «Wir möchten dieses gerne in unser Dienstleistungsangebot aufnehmen», sagt Martin Kolb und ergänzt: «Denn dieser Kompass deckt ein Bedürfnis der Gemeinden, kommt den Seniorinnen und Senioren der Zukunft zugute – und es passt zu Pro Senectute: Wir sind und müssen stets zukunftsgerichtet unterwegs sein.»
GWA befähigt Menschen, ihre Ressourcen und Stärken zu erkennen und sich als Expertinnen und Experten für die Veränderung ihrer Situation wahrzunehmen. GWA aktiviert die Selbsthilfekräfte der Menschen, damit sie sich aktiv für die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität im eigenen Lebensumfeld einsetzen können. Und wichtig: Beim Alter hat dies kein Ablaufdatum.
15 Jahre sind es her, dass engagierte Fachpersonen von Pro Senectute Organisationen sich in einer Arbeitsgruppe fachlich über die Kantonsgrenzen hinaus austauschen. Die Arbeitsgruppe hat in all den Jahren einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Etablierung von Gemeinwesenarbeit bei Pro Senectute geleistet. Das Ziel ist die Förderung und Unterstützung der Professionalität der Gemeinwesenarbeit durch die fachliche Weiterentwicklung, die Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses und die Sicherung von Qualitätsstandards in der Gesamtorganisation.
17 Pro Senectute Organisationen bieten «Generationen im Klassenzimmer» respektive «Begegnung der Generationen in der Schule», «Senioren im Klassenzimmer» oder «Win3» an. Der regelmässige Kontakt zwischen den Generationen führt zu mehr Verständnis für die unterschiedlichen Lebensalter und ermöglicht, dass alle Beteiligten voneinander lernen und sich bereichern können. Die Idee stammt aus den USA. Nach der Pilotphase 1996 in Uster wurde das Angebot sukzessive von Pro Senectute Kanton Zürich übernommen und etabliert. Inzwischen wird das Angebot erfolgreich in vielen Pro Senectute Organisationen angeboten.